Synergie der Fachgebiete
Für mich passen Systemik und Design zusammen, denn beide Fachgebiete zeichnen sich durch kreative Grundeinstellungen aus: Nicht zwanghaft denken, sondern assoziativ – in einer unbefangenen und umherschweifenden Art. Als Gestalterin und systemische Beraterin vertrete ich das kommunikative Anliegen beider Disziplinen, nämlich Kontext und Aussage erkennbar zu machen und bei deren Einordnung zu unterstützen. Bei der Suche nach Lösungen helfen Fragen und konkrete Darstellungen. Die dabei entstehende Anmutung macht sicht- und nachvollziehbar, welche Inhalte wie ausgedrückt werden können. Es braucht prozessorientierte Offenheit dem Ergebnis gegenüber: In einem explorativen Hin und Her entsteht so eine Annäherung – hierbei findet i.d.R. eine Selektion äthetischer und sinnvoller Lösungen statt.
Selbstredend ist Darstellen und Veranschaulichen “Kerngeschäft” im Design. Es geht u.a. darum, die Essenz durch Strukturierung, Platzierung, Reduktion und Prägnanz darzustellen und zwar im Dienste des Betrachters und Lesers. Stimmige Typografie führt über das Lesen hinaus unmittelbar zum Verständnis. Sprache in Form von Schrift “spricht” emotional an, ist Bedeutungsträger. Im Designkontext deutet die GestalterIn für den Auftraggeber die Gefühlsdimension.
Systemiker arbeiten ebenfalls mit (teilweise visuellen) Methoden, die dazu dienen, Unveröffentlichtes sichtbar zu machen, Komplexität zu reduzieren, analoge Strukturen (Gefühle, freie Assoziationen, Körperwahrnehmung) zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen. Es sind Instrumente, die die Selbsterkundung anstoßen und das Wahrnehmungs- und Interaktionsspektrum erweitern.
Es entspricht dem Selbstverständnis der Systemik, nicht nach Rezepturen vorzugehen, sondern zu explorieren und vermeintliche Gewissheiten in Frage zu stellen. Fragen spielen in der Systemik eine zentrale Rolle, sie setzen Impulse, die Prozesse in Gang setzen.
Mancher sucht nach der Rezeptur in der Gestaltung. Designer arbeiten jedoch nach dem Prinzip “Ausprobieren und Verwerfen”, auf diese Weise tasten sie sich heran. Dabei gibt es durchaus Gestaltungsregeln, die befolgt werden, für die auch gilt: Obwohl definiert, werden sie bewusst missachtet. Damit kennt Design keine absolute letzte Wahrheit, sondern bleibt eine auf die konkrete Botschaft bezogene Option. Mit der grundsätzlichen Regel “Weniger ist mehr” lässt sich vermeiden, alles und doch nichts mitzuteilen.
Der Visualisierungsentwurf ermöglicht eine andere Sicht. Neue Perspektiven aufzuzeigen, ist auch das Anliegen systemischer Intervention. Beide Disziplinen nutzen das Moment positiver Irritation, indem die Wahrnehmung von Vertrautem auf den Kopf gestellt wird. Wahrnehmen heißt für mich auch, etwas als bemerkenswert stehen lassen können – wobei Lachen erlaubt ist. Dafür steht mein aktuelles Projekt, das Kombinations- und Kommunikationsspiel “AlterEgo*Relatego”.
Das Spiel ist Einladung und Anregung zu Austausch und Verständigung: Über Ideen, Assoziationen, Begriffe, Bilder, Umschreibungen sowie die Beziehungen von Wort und Bild. Dabei ist es möglich, allein (im inneren Dialog), zu zweit oder zu mehreren Spielenden Zugänge zu wählen, zu verwerfen, zu entdecken, neu zu bestimmen, – eben ungezwungen zu entwickeln. Diese Spielformen könnten im Sinne von “Spielregeln” von mehreren Beteiligten “auszuhandeln” sein. Damit geht einher, sich mit Erwartungen bzw. Ansprüchen (eigenen und fremden) auseinanderzusetzen.
Impulsfragen:
… wie ist es, wenn ich etwas “Verrücktes” ausprobiere?
… wie ist es, meine eigenen Regeln aufzustellen?
… mit welchen Zielen spiele ich (und ggf. andere)?